Kermer

1982 gelangte die private Studioglas-Sammlung des Kunsthistorikers Wolfgang Kermer, die seit den 1950er Jahren oft im persönlichen Kontakt mit den Künstlern entstand und die auszugsweise bereits 1975 und 1976/77 in Sonderausstellungen gezeigt worden war, aufgrund freundschaftlicher Verbindungen zu Erwin Eisch und Alfons Hannes zusammen mit großen Teilen seiner speziellen Fachbibliothek als Schenkung an das Glasmuseum Frauenau. Sie ist, wie die Bayerische Staatszeitung 2009 richtig bemerkte, für das Museum „ein bedeutsamer Eckpfeiler seiner Dauerausstellung“.

Die Sammlung umfasst etwa 350 Objekte von nahezu 200 Glaskünstlern bzw. Manufakturen. In ihrer zeitlichen Ausrichtung – der Schwerpunkt liegt bei den 1950er- bis 1970er-Jahren – und unter Einbeziehung der für den damaligen Stand und die Entwicklung tonangebenden Länder, reflektiert sie sehr anschaulich den Wandel vom entworfenen, nicht eigenhändig vom Gestalter ausgeführten Glas-Design hin zu freischöpferischen, direkt von den Künstlern am Ofen geschaffenen Kreationen. Da von Anfang an neuartige gestalterische Impulse und Lösungen für den Sammler im Vordergrund standen, enthält die Schenkung eine ganze Reihe von Inkunabeln der in den frühen 1960er Jahren einsetzenden Studioglas-Bewegung, die seinerzeit noch kaum bei Museen und Sammlern Interesse fand.

Seit den 1990er Jahren widmet sich Wolfgang Kermer als Sammler überwiegend der Produktion ostfranzösischer Glashütten (in der heutigen Region Grand Est und Bourgogne-Franche-Comté). 2017 schenkte das Ehepaar France und Wolfgang Kermer dem Museum unter dem Titel „Hommage au verrier anonyme“ weit über einhundert mundgeblasene Gebrauchsgläser mit für die ehedem zahlreichen, längst untergegangenen Waldglashütten der Vogesen typischen Beispielen. Die überkommenen Reste einer ehedem massenhaften Produktion haben heute vielfach Unikats Charakter.